Hand auf's Herz - wie hoch schätzt du deinen eigenen Wert ein? Und den deiner Liebsten um dich herum? Wertschätzung ist zu einem Modewort in unserer Bubble geworden, egal ob beruflich oder privat. Doch was ist Wertschätzung eigentlich?
Ich habe schon an Orten gearbeitet, bei denen es alles mögliche gab: Obst, Kaffee, Happy Hour, Mittagsgutscheine, Home-Office Möglichkeit dies das. Doch all das ist eine große bunte Blase, wenn vor allem eines fehlt: persönliche Wertschätzung. Denn Wertschätzung ist so viel mehr, als Lob und Anerkennung der Leistung oder warme Worte mit den Gießkannenprinzip über alle verstreut.
Wenn wir uns gegenseitig wertschätzen, können wir wirklich zuhören und uns gegenseitig wirklich sehen. Wem nutzt es, wenn in Jobanzeigen von “new work”, “work life balance” und “Obst- und Kaffeeflat” die Rede ist, das aber im leere Raum verhallt, weil das absolut nicht das ist, was Mitarbeiter*innen brauchen?
Vermutlich verstehen wir alle unter Wertschätzung etwas anderes. Oder anders formuliert: wir brauchen unterschiedliche Dinge, um uns wertgeschätzt zu fühlen. Wichtig ist da vor allem also erst einmal eines: miteinander reden und wirklich zuhören. Wer sich gesehen fühlt, fühlt sich in seiner Person wertgeschätzt.
“Wertschätzung bezeichnet die positive Bewertung eines anderen Menschen. Sie gründet auf einer inneren allgemeinen Haltung anderen gegenüber. Wertschätzung betrifft einen Menschen als Ganzes, sein Wesen. Sie ist eher unabhängig von Taten oder Leistung, auch wenn solche die subjektive Einschätzung über eine Person und damit die Wertschätzung beeinflussen.”
https://de.wikipedia.org/wiki/Wertsch%C3%A4tzung
Es liegt biologisch in der Natur des Menschen, nach Anerkennung zu streben. Wir wollen dazugehören und gesehen werden. Passiert das, sagt unser Gehirn: “Toll, bitte mehr davon!”. Denn erfahren wir Wertschätzung von unserem Gegenüber, produziert unser Gehirn unter anderem die wunderbaren Botenstoffe Dopamin und Oxytocin. Dopamin wird oft als das Glückshormon bezeichnet, ist aber auch vor allem für unsere Motivation und unseren Antrieb wichtig. Oxytocin in das Bindungshormon, welches beispielsweise auch beim Streicheln von Hunden ausgeschüttet wird. Fühlen wir uns wertgeschätzt, geht es uns also nicht nur besser, wir sind auch motivierter und fühlen eine stärkere Bindung zu der Person.
Wir haben wahrscheinlich alle schon einmal diesen Poesiealbumspruch gelesen: “Glück ist das einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt.” Klingt super kitschig, hat aber einen wahren Kern. Wenn ich dir sehr dankbar bin und diese tiefe Dankbarkeit mit dir teile, fühlst du dich wahrscheinlich auch ziemlich gut. Weil ich mein Glücksgefühl mit dir geteilt habe, spüren wir es nun beide. So ist es auch mit Liebe, Zuneigung und eben Wertschätzung. Ich fühle mich sehr gut, dich als Person in meinem Leben zu haben. Wenn ich es dir sage, fühlst du dich auch sehr gut. Und vielleicht trägst du dieses sehr gute Gefühl durch den Tag und gibst es auch an eine weitere Person weiter.
Glück verdoppelt sich, Wertschätzung ist ansteckend.
Vor ein paar Jahren hat mir die Freundin einer Freundin einfach aus dem Nichts gesagt: “Weißt du, was ich sehr an dir schätze? Du urteilst nicht. Du nimmst jeden Menschen so an, wie er ist.” Die Bekannte habe ich seitdem nicht mehr gesehen. Sollte ich sie jemals wiedersehen, habe ich mir fest vorgenommen, ihr zu sagen, wie viel mir dieser Satz bedeutet hat und wie tief dieser kurze Moment in meinem Herzen sitzt. Dieser kurze Moment an vollkommener Wertschätzung meiner Person, meines Seins, in einem Satz – allein der Gedanke daran lässt mein Gehirn Dopamin produzieren. Dabei kann ich mir gut vorstellen, dass die Person sich überhaupt nicht daran erinnert. Weil es einfach pur aus ihr herauspurzelte, zwischen “Willst du auch was trinken?” und “Wer ist heute noch dabei?”.
Wertschätzung bedeutet, einen Wert wirklich zu schätzen wissen. Ich schätze dich für deinen ganz eigenen Wert. Unabhängig von deinen Leistungen. Wie diese zum Ausdruck gebracht wird, kann also vollkommen individuell geschehen. Ein kurzes “Schön, dass es dich gibt.” kann dabei genauso kraftvoll sein wie ein Strauß Blumen. Wenn es echt ist, aus dem Herzen kommt.
Wertschätzung. Individuell. Motivierend und ansteckend. Tiefgehend und echt.
Eigentlich ist es mit der Wertschätzung gar nicht so schwer. Auch am Arbeitsplatz kann ein Klima der Wertschätzung entstehen und gepflegt werden. Was es dafür braucht? „Lediglich“ die Bereitschaft, die Kolleg*innen wirklich zu sehen. Nicht nur das, was sie tun und leisten, sondern vor allem das, was sie bereits sind. Und wenn da etwas ist, was uns gefällt: Sagt es (oder schreibt es auf). Es kommt doppelt und dreifach zurück.
Was bedeutet Wertschätzung für euch? Und wie wichtig ist euch Wertschätzung privat und beruflich? Wir freuen uns sehr über den Austausch und Anregungen in den Kommentaren oder auf Instagram.
