Es scheint zwei Arten von Menschen zu geben: die, die alles einfach anfangen und ausprobieren, egal ob sie damit erfolgreich sind oder nicht. Und die, die lieber bei einer Sache bleiben und selten etwas Neues für sich finden. Quasi ein Fynn Kliemann vs. “Schuster, bleib bei deinen Leisten”. 

Vor ein paar Jahren stieß ich auf die Psychologin Carol Dweck, die genau diese empfundenen Extreme in Ihrem Buch “Selbstbild” beschrieb. Die einen leben mit einem dynamischen Selbstbild (growth mindset), während andere eher zu einem statischen Selbstbild (fixed mindset) tendieren.  

Menschen mit einem Growth Mindset glauben, dass sie alles lernen können, was sie wollen. Talente können über die Zeit ausgebaut und Neues erlernt werden – egal in welchem Alter. Diese Herangehensweise an das eigene Leben macht das Anfangen deutlich angenehmer und entspannter, weil wachstumsorientierte Menschen nicht davon ausgehen, dass sie es direkt können müssen.

Die Denkweise im Fixed Mindset ist, dass wir von Geburt an bestimmte Talente und Anlagen haben, die wir nicht beeinflussen können. Auch unsere Intelligenz ist nun einmal so wie sie ist. Entweder du kannst etwas, oder du bist halt nicht dafür geboren. 

Laut Carol Dweck sind wir nicht komplett in einem oder anderen Extrem verankert.  Unser Selbstbild kann in verschiedenen Bereichen unseres Lebens unterschiedlich aussehen. So habe ich mich unglaublich ertappt gefühlt, als ich damals das erste Mal davon las. In vielen Bereichen meines Lebens, vor allem im Job, war ich fröhlich in meinem dynamischen Mindset. Ich wäre nie im Traum auf die Idee gekommen, dass ich für einen Bürojob entweder ein Talent habe oder es gleich lassen kann. Ich war der Überzeugung, das ich im Marketing alles machen konnte – ich brauchte nur die Zeit, mich reinzuarbeiten. Ein perfektes Beispiel für das dynamische Selbstbild. 

Bei meinen kreativen Hobbys, die mir immer sehr wichtig waren, war ich so gar nicht dynamisch im Kopf. Da ging ich von klein auf davon aus, dass es lediglich ein in die Wiege gelegtes Talent brauche, um etwas zu können. Mir wurde früher oft gesagt, dass ich zum Beispiel für Musik eine Gabe hätte. Aber warum war es dann nach Jahren immer noch nicht perfekt? Warum musste ich so viel üben? Diese Denkweise raubte mir jeglichen Spaß am kreativ sein und einige meiner Leidenschaften habe ich dadurch viele Jahre komplett vernachlässigt. Ich dachte, wenn ich es schon nicht “richtig” kann, kann ich es auch direkt sein lassen.

Einfach anfangen Tipp 1: Rein ins Growth Mindset.

So wie wir in verschieden Bereichen zwischen den Selbstbildern schwanken, können wir diese auch bewusst kultivieren. Das ist also unser Tipp Nummer eins: Um endlich mit etwas anfangen zu können, schaue dir einmal bewusst deine Denkweise an. Glaubst du, du müsstest es direkt perfekt hinbekommen? Dann stehst du dir vermutlich selbst damit im Weg. Mach dir bewusst, wie viele erfolgreiche Menschen irgendwann einmal angefangen haben mit dem, was du jetzt tun möchtest, und glaube immer daran, dass du dich entwickeln kannst – wenn du erst einmal losgehst.

Einfach anfangen Tipp 2: Geh dahin, wo die Freude ist.

In unserem inspirierenden Interview mit Stephanie Konkol sprachen wir unter anderem darüber, wie sie zu ihrer Berufung kam und was es braucht, um einfach anzufangen. Auch wenn es sich bei deinem Wunsch nicht um die ganz große Berufung handelt, sondern einfach ums Aufräumen oder endlich mal wieder regelmäßig joggen gehen: Mach’s dir leicht. Fang mit dem an, was sich gut anfühlt und was dir Freude bereitet. Es kann immer mal wieder anstrengend sein, klar. Aber wenn es gar nicht geht, schau mal, wie es leichter gehen könnte.

Einfach anfangen Tipp 3: Selbstzweifel sitzen hinten.

Mein ganz persönlicher Tipp für Schreibblockaden und Co.: Setze die inneren Kritiker, Perfektionisten und Nörgler auf den Rücksitz und übernimm bewusst selbst das Steuer. Also stelle es dir genau so vor. Denn nicht immer ist die Zeit, sich über das eigene Mindset bewusst zu werden, Glaubenssätze ins Positive zu drehen oder sich mit dem inneren Kind auseinander zu setzen. Manche Dinge müssen getan werden. Dann versuche ich ganz bewusst die inneren Anteile, die Selbstzweifel schicken, leiser zu drehen und sie innerlich auf den Rücksitz zu setzen (oder in den Kofferraum zu sperren). Dadurch, dass diese Anteile noch auf der Fahrt dabei sind, drängen sie sich nicht mehr so in den Vordergrund. Ich lasse dann gern meine kreative Seite das Steuer übernehmen („einfach fließen lassen“) – oder wenn gar nichts geht, den sturen Anteil in mir („Mach. Das. Jetzt. Einfach.“). Vielleicht hilft dir dieses “Nörgler sitzen heute hinten”-Bild genauso wie mir.

Du kannst das übrigens auch physisch machen: Schreibe dir den “Namen” des Anteils (z.B. Kritiker, Perfektionist…) oder die limitierenden Gedanken auf ein Blatt Papier und lege dieses aktiv von dir weg. Wenn die Gedanken wieder kommen, schau da hin. Da sollen sie für jetzt bleiben.

Einfach anfangen Tipp 4: Wer langsam fährt, kommt auch zum Ziel.

Dieser Satz hängt auf einem Dekoteller in der Küche meiner Großeltern und ich liebe ihn. Für mich steckt da nicht nur der Gedanke dahinter, nicht immer hetzen zu müssen, sondern auch weniger zu machen. Allein 10-20 Minuten am Tag können dich weiterbringen und vor allem motiviert bleiben lassen. Heute nur das neue Strickzeug einmal ausgepackt und überlegt, wie das mit linker und rechter Masche war? Super, reicht. Morgen geht’s weiter. So geht es mit so vielen Dingen: 3 Minuten meditieren kann reichen, um deinen Geist zu erfrischen. 10 Minuten stretching hilft dem Körper mehr als gar keins. Damit ist dann plötzlich ganz leicht die erste Hürde genommen. Wenn es mehr wird, toll. Wenn nicht, dann nicht.


Helfen dir unsere Tipps beim Anfangen? Hast du weitere Strategien, um einfach loszulegen? Wir freuen uns auf den Austausch in den Kommentaren und auf Instagram.

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